Sa., 13.9.2025
17:30–19:30
Pavillon (Semra Ertan Garten)
Bei Regen findet die Veranstaltung im Haus in der Magnus Hirschfeld Bar statt.
€5
Auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Antifaschismus war nie nur Abwehr, sondern immer auch ein konkreter Gegenentwurf: die Vision einer gerechteren, inklusiven und solidarischen Gesellschaft. Angesichts des Erstarkens autoritärer Herrschaftsformen, globaler Krisen und der Erosion demokratischer Traditionen und Institutionen stellt sich die alte Frage mit neuer Dringlichkeit: Wie kann antifaschistisches Denken und Handeln als konkrete Utopie der pluralen Demokratie wirksam werden?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zwei deutsche Staaten gegründet, die DDR und die BRD, und beiden wurde das „Nie wieder“ als Daseinsberechtigung in die politische DNA eingeschrieben. 80 Jahre später steht das Land an einem entscheidenden Kipppunkt: Die selbsterklärte „bürgerliche Mitte“ geht weiterhin den Weg der Normalisierung des deutschen Nationalismus – von Heimatministerien bis zur Wiedererrichtung preußischer Schlösser –, während die größte Oppositionspartei im Bundestag als gesichert rechtsextrem gilt.
Diese seit 1945 einmalige Situation wirft die Frage nach dem Erfolg der vergangenen Politik des „Nie wieder“ auf und damit auch nach der Wirksamkeit politischer Selbstbilder und etablierter Modelle wie der Erinnerungskultur als Strategie zur Verarbeitung der deutschen Gewaltgeschichte. Darum ist der Abend einer Suche nach alternativen Ansätzen für eine Gegenwartsbewältigung gewidmet:
Kann eine aktualisierte Form antifaschistischer Perspektiven einen Weg in die Zukunft weisen? Wie ließe sich eine solche antifaschistische Praxis denken, die nicht nur reagiert, sondern die Kontinuitäten der Gewalt aktiv zurückdrängt? Und zwar in einer Zeit, in der politische und gesellschaftliche Ausschlüsse, rassistische und antisemitische Narrative und die staatliche Verächtlichmachung und Kriminalisierung zivilgesellschaftlicher Initiativen zunehmen?
Antifaschismus als konkrete Utopie versammelt Stimmen aus Aktivismus, Journalismus und Theorie und geht der Frage nach, was Antifaschismus als historische Notwendigkeit gewesen ist und was er als Zukunftspraxis leisten kann und muss.