Neuss · Die Mitarbeiter der Lebenshilfe-Kitas lernen jetzt mit Gebärden Kinder bei ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen. Warum das so wichtig ist.
Auch die Gebärdensprache ist eine von vielen Sprachen, die die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Foto: Lebenshilfe/David Maurer
In den sieben Kindertagesstätten der Lebenshilfe Neuss steht eins immer im Vordergrund, die gesellschaftliche Teilhabe. „Und der Schlüssel dazu ist die Kommunikation“, sagt Marion Stuckstätte von der Unternehmenskommunikation. Daher hat der gemeinützige Verein nun beschlossen, seine Kita-Mitarbeiter einer ganz besonderen Schulung zu unterziehen, nämlich in lautsprachenunterstützenden Gebärden. „Es geht nicht darum, dass die Kollegen nun alle die Gebärdensprache perfekt beherrschen sollen, sondern darum, dass sie mit rund 100 Gebärden das Kommunikationsfeld mit bestimmten Kindern erweitern können“, erklärt Stuckstätte. Denn in den Kitas der Neusser Lebenshilfe würden immer mehr Kinder betreut, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten mit dem Erwerb der Lautsprache hätten, so dass verbale Kommunikation nicht ausreichend stattfinden könne.
Die Kindertagesstätten arbeiten bereits mit dem Zentrum für unterstützte Kommunikation (Zuk) in Moers zusammen. Dabei werden bereits ganz unterschiedliche Kommmunikationsformen verwendet, wie zum Beispiel visuelle mit Fotos oder Symbolkarten. Und nun wird das Spektrum erweitert, indem alle Mitarbeiter vom Zuk zudem in lautsprachunterstützenden Gebärden geschult werden, die der Deutschen Gebärdensprache entnommen sind. „Mit Hilfe dieser Gebärden – es werden rund 100 sein – lassen sich in einem Satz bedeutsame Wörter hervorgehoben oder Aussagen unterstützten“, so Stuckstätte.
Somit könnten grundlegende Kommunikationssituationen aus dem frühkindlichen Bereich gestaltet, Wünsche und Bedürfnisse erfragt und geäußert werden“, informiert Marion Stuckstätte weiter. Und sie ist stolz, dass es das in noch keinen weiteren Einrichtungen gibt. Es sei eben wichtig und darauf lege die Lebenshilfe Neuss größten Wert, dass jeder mitreden könne, eben auf seine Art, und daher müssten die Möglichkeiten stets erweitert werden. Denn es gebe immer Kinder, die auf Ansprache nicht reagieren, die nicht mitmachen, und das nicht nur, weil sie schlecht hören. „Manche haben keine Lust auf Worte“, sagt Stuckstätte. Und für die müssten eben andere Formen der Kommunikation gefunden werden, um so Zugänge zu schaffen.
Für viele eröffne dann die Gebärdensprache eine neue Welt, im übrigen auch für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die wenn nicht auf Wörter oft auf Zeichen reagierten, wie Stuckstätte weiß. „Kleine Dialoge, Spielsituationen, Bilderbuchbetrachtungen, und Lieder zum Beispiel können gut mit lautsprachunterstützenden Gebärden begleitet werden“, ergänzt sie. Und dies sei ein weiterer Schritt zur Teilhabe und Selbstbestimmung der Kinder.
Kitas in Neuss: Erzieher lernen Grundzüge der Gebärdensprache … – Rheinische Post
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