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Wie die taub geborene Klara ihren Weg geht – Schwäbische

Biberach / Lesedauer: 4 min
Klara Schlichting wurde taub geboren, doch sogenannte „Cochlea Implantate“ ermöglichen ihr so etwas wie Hören. Im Alltag und in ihrer gesamten Lebensplanung stößt die 15-Jährige immer wieder auf Barrieren, doch sie geht ihren Weg – auch dank der Unterstützung ihrer Familie und des Hör-Sprachzentrums der Zieglerschen, heißt es in einer Mitteilung der Zieglerschen.
Will eine 15-Jährige rund 60 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt zur Schule gehen? Für Klara keine Frage: „Auf einer Regelschule wäre es viel zu laut für mich. Ich brauch es eher ruhig.“ Die Schülerin besucht die neunte Klasse an der Leopoldschule Altshausen der Zieglerschen. Klara trägt beidseitig „Cochlea Implantate“, kurz CIs, die dem taub geborenen Mädchen eine Art Hören ermöglichen, heißt es weiter. „In der Schule haben wir Anlagen, mit denen ich meine CIs verbinden kann, die Lehrer tragen Sender. So kann ich alles besser verstehen“, erzählt die Jugendliche, die in Altshausen im Internat wohnt.
An den Wochenenden und in den Ferien lebt sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Kirchdorf im Landkreis Biberach. Der Umzug ins Internat sei ihr anfangs schwergefallen, „aber so habe ich keine lange Busfahrt mehr“, berichtet sie. Als Grundschülerin fuhr sie täglich über zwei Stunden zur Sprachheilschule der Zieglerschen nach Biberach und zurück. Mittlerweile hat sie sich laut der Mitteilung gut in Altshausen eingelebt, genießt die gemeinsamen Unternehmungen im Internat, hat Freunde aus verschiedenen Klassenstufen.
Zu Hause in Kirchdorf ist Klara in der Ministrantengruppe, hilft gerne beim Kochen und Backen, arbeitet im Garten oder fährt Fahrrad. „Die Natur mag ich gerne“, erzählt die Jugendliche, die zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Pia und noch zwei älteren Geschwistern aufgewachsen ist. Als einzige nicht Hörende in der Familie sei es für sie manchmal eine Herausforderung: „Wenn wir alle sechs an einem Tisch sitzen, ist es ganz schön laut und ich kann Nebengeräusche nicht so gut ertragen“, berichtet Klara. In der Leopoldschule findet die CI-Trägerin hilfreiche Lernbedingungen vor: Eine Lehrerin, die selbst gehörlos ist, macht mit ihr einen speziellen Förderunterricht und erklärt ihr Themen, die sie nicht so gut verstanden hat. Bei Problemen mit ihren CIs stehen zwei Lehrer zur Verfügung, die die Technik wieder richtig einstellen können., heißt es in der Mitteilung der Zieglerschen.
Klara wird von klein auf von Experten begleitet – auch von den Zieglerschen: Im Regelkindergarten über die Frühförderung, ab der Grundschule als Schülerin des Hör-Sprachzentrums. In der Sprachheilschule Biberach der Zieglerschen finden die Schlichtings das richtige Umfeld für Klara. „Da waren die Lehrer und auch die Ausstattung viel besser auf ihre Bedürfnisse eingestellt“, sagt ihre Mutter Carola Schlichting.
Auch beim Wechsel in die weiterführende Schule entscheidet sich die Familie für ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum der Zieglerschen: Die Leopoldschule Altshausen. Dort kann Klara im Internat wohnen, sich den weiten Schulweg sparen, heißt es weiter. Aber sie ist die ganze Woche von zu Hause weg. „Da sind am Anfang schon Tränen geflossen“, erinnert sich die Mutter. Dank guter Begleitung habe sie sich dort jedoch schnell wohl gefühlt. Und wenn nun bald die Frage nach dem künftigen Berufsweg ansteht, stehen Klaras Eltern ihr weiterhin zur Seite. Natürlich würden sie sich weiterhin von Experten beraten lassen. Aber wenn Klara sich für einen anderen Weg entscheide, dann sage sie sich: „Warum nicht ausprobieren lassen?“
Für die Zukunft hat Klara einen Wunsch: „Ich würde gerne Erzieherin werden“, erzählt sie. Doch sie sei der Mitteilung zufolge darauf hingewiesen worden, dass das wegen des Lärmpegels in Kindergärten schwierig sei. „Also muss ich nochmal nachdenken und ein paar Praktika machen“, sagt Klara. „Aber jetzt mach ich erstmal den Hauptschulabschluss und vielleicht hänge ich dann für den Werkrealschulabschluss noch ein Jahr dran.“

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