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20 Jahre Wiener Gehörlosenambulanz

Am 4. Oktober 1999 öffnete im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien erstmals die Ambulanz für Gehörlose ihre Türen. Die Wiener Gehörlosenambulanz gehört seitdem für die rund 2.500 Gehörlose, welche in der Hauptstadt leben, zur medizinischen und sozialen Anlaufstelle – und das seit 20 Jahren.

Derzeit sind rund 1.600 Patientinnen und Patienten in der Ambulanz für Gehörlose erfasst. 2018 wurden 6.500 Patientenkontakte registriert. Das Aufgabengebiet in der Ambulanz für Gehörlose ist dabei sehr vielfältig: Neben der allgemeinen medizinischen und pflegerischen Betreuung bietet die Ambulanz für Gehörlose zudem die Begleitung in Fachambulanzen, stationäre Betreuung, Sozialberatung, psychologische Betreuung sowie einen psychiatrischen Konsiliardienst und einen orthopädischen Konsiliardienst an.

Barrierefreier Zugang zur Medizin

Dr. Thomas Ströbele, Leiter der Wiener Gehörlosenambulanz und gebärdensprachkompetenter Arzt der ersten Stunde zeigt sich ob des langjährigen Bestehens erfreut: „Durch unsere Arbeit bauen wir Barrieren ab. Wir kommunizieren mit unseren Patienten in deren Muttersprache, der Österreichischen Gebärdensprache. Dadurch ist das Verstehen viel besser gegeben und man begegnet sich auf Augenhöhe. Vom Ablauf her erklärt man zuerst die Untersuchung und führt diese dann durch, denn gleichzeitig kommunizieren und untersuchen ist nicht möglich. Das Besondere in unserer Ambulanz ist, dass wir nicht nur die Krankengeschichte kennen, sondern wir kennen auch das persönliche Umfeld und die Familiengeschichte. Man kennt den Menschen und kann dadurch gezielter auf die jeweiligen gesundheitlichen, pflegerischen, sozialen oder psychologischen Probleme eingehen.“

Für Gehörlose: Ein Herzstück der Wiener Gesundheitsversorgung

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gebärdensprachkompetent. Im Team selbst arbeiten auch zwei gehörlose Kollegen. OA Dr. Thomas Ströbele erklärt, welche Grundvoraussetzung es gibt, um in der Ambulanz zu arbeiten: „Um bei uns in der Ambulanz zu arbeiten, muss man die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) beherrschen. Denn nur dann kann man mit den Patientinnen und Patienten in ihrer eigenen Muttersprache kommunizieren. Und nur dann stellt man das gegenseitige Verstehen sicher. Bei der Gebärdensprache kommuniziert man vor allem mit seinen Händen – Gestik und Mimik sind dabei auch sehr wichtig. Für mich als Menschen, der normalerweise lautsprachlich kommuniziert, ergeben sich dadurch ab und zu lustig Situationen und gemeinsam mit unseren Patientinnen und Patienten lachen wir dann darüber. Auch das zeichnet unsere Ambulanz aus – der persönliche und herzliche Umgang miteinander.“

In Österreich sind rund 15 Prozent der Menschen hörbeeinträchtigt und etwa 8.000 gehörlos. Mittlerweile gibt es vier Gehörlosenambulanzen in Wien, Salzburg, Graz und Linz. In Wien, Linz und Graz werden diese von den Barmherzigen Brüdern betrieben.

Tags: Gehörlosenambulanz, Krankenhaus, Medizin, Österreich, Wien

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