Die taube Stadträtin Julia Probst aus Weißenhorn (Bayern) hat mit einer Umfrage auf der Plattform Twitter (heute „X“) für Aufsehen gesorgt. In ihrem Post vom 14. Juni 2025 stellte sie folgende hypothetische Frage: „Stellt euch vor, ihr müsstet entscheiden, ob die Organe eines Familienmitglieds gespendet werden sollen. Und ihr wisst zufällig, dass der Empfänger AfD wählt. Würdet ihr trotzdem spenden?“
Über 3.800 Personen nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis: 74,5 % sagten Ja – auch an AfD-Wählende würden sie Organe spenden. Rund 25,5 % lehnten das ab.
Die Reaktionen im Netz waren sehr unterschiedlich: Einige fanden die Frage berechtigt als Denkanstoß. Viele andere kritisierten die Umfrage scharf. Der Vorwurf: Probst stelle Menschenwürde infrage und verknüpfe medizinische Hilfe mit politischer Gesinnung. Auch innerhalb der Grünen kam es zur Abgrenzung: Der grüne Kreisverband Neu-Ulm distanzierte sich von dem Tweet. Sprecher Jonas Karwe betonte, es handle sich um eine private Aktion von Probst, nicht um eine Aktion der Partei.
Der Tweet wurde inzwischen gelöscht. Julia Probst selbst äußerte sich bisher nicht öffentlich dazu. Der AfD-Landtagsabgeordnete Franz Schmid nutzt die Situation aus, fordert nun ihren Rücktritt und hat eine Online-Petition gestartet.
Wichtig: Rechtlich ist die Frage gar nicht entscheidend. In Deutschland wird über die Organspende entweder zu Lebzeiten per Ausweis entschieden – oder nach dem Tod von den Angehörigen im Sinne des mutmaßlichen Willens. Wer das Spenderorgan bekommt, entscheidet die Organisation Eurotransplant – ausschließlich nach medizinischen Kriterien. Politische Meinung oder Parteizugehörigkeit spielen dabei keine Rolle.
Julia Probst ist seit 2022 für die Grünen im Stadtrat von Weißenhorn und bekannt als gehörlose Aktivistin für Barrierefreiheit.