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Flüchtlingskinder mit Behinderungen sind doppelt benachteiligt

Bensheim (ots) – Jedes Kind hat das Recht, eine Schule zu besuchen, denn Bildung ist ein Menschenrecht. Doch Kindern in Fluchtsituationen bleibt der Schulbesuch oft verwehrt. „Besonders trifft das Flüchtlingskinder mit Behinderungen. Und das ist verheerend“, mahnt Dr. Rainer Brockhaus, Vorstand der Christoffel-Blindenmission (CBM). Die CBM fordert deshalb zum internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November die Bundesregierung auf, sich weltweit stärker für Bildungschancen für alle Kinder einzusetzen. Nur so kann dauerhaft verhindert werden, dass in manchen Regionen der Welt ganze Generationen ohne wichtige Schlüsselqualifikationen und damit ohne Aussicht auf ein wirtschaftlich unabhängiges Leben aufwachsen.

Der am 20. November 2018 veröffentlichte Weltbildungsbericht der UNESCO zeigt anhand von Zahlen über afghanische Flüchtlingskinder in Pakistan: Nur ein Viertel der Kinder mit psychischen Beeinträchtigungen gehen zur Schule, während bei den Kindern ohne Behinderungen der Anteil doppelt so hoch ist.

Es fehlt an barrierefreien Schulen und ausgebildeten Lehrkräften

Schätzungen aus dem Jahr 2016 gehen außerdem davon aus, dass die Hälfte der Kinder mit Behinderungen in Entwicklungsländern nicht zur Schule gehen kann. Sie werden ausgeschlossen, weil geeignete Hilfsmittel Mangelware sind, die Barrierefreiheit der Schulen sowie der Verkehrsmittel nicht gegeben sind und Lehrerinnen und Lehrer nicht ausgebildet werden, Kinder mit Behinderungen zu unterrichten.

In Flüchtlingslagern sind diese Barrieren oft noch größer. Hinzu kommen psychische Beeinträchtigungen. Ausgelöst werden sie durch den Verlust der Heimat oder durch Traumata vor und auf der Flucht. „Deshalb ist es wichtig, dass alle Akteure, die sich für Flüchtlinge und Vertriebene engagieren, ihre Bildungsangebote inklusiv gestalten“, betont Brockhaus.

Rohingya: Dank inklusivem Kindertageszentrum zurück zur Normalität

Wie das gehen kann, zeigt ein Beispiel aus Bangladesch: Hier arbeiten die CBM und ihr lokaler Partner CDD eng mit UNICEF zusammen, um die Schulen für die Rohingya-Flüchtlinge barrierefrei zu machen. Gleichzeitig werden Lehrer für inklusiven Unterricht fortgebildet. In einem von CBM betriebenen „Child Friendly Space“, einer Art Kindertageszentrum, finden Kinder einen sicheren Raum, in dem sie spielen und ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten können.

Yasin A. (10) ist einer der rund 900.000 Rohingya in Bangladesch. Er ist mit seiner Familie aus Myanmar geflohen. Der Junge hörte wegen seiner Behinderung die Schüsse auf seine vier Großeltern nicht, musste aber zusehen, wie sie davon getötet wurden. Seitdem hatte er immer wieder Panikattacken und irrte ziellos umher. Durch den CBM-Partner hat Yasin mittlerweile ein Hörgerät und besucht den Kindergarten. Dort hat er Freunde gefunden und wieder gelernt, ein Kind zu sein. Einfache Dinge, wie Teilen oder in einer Reihe stehen, waren für ihn und die 100 anderen Kinder des „Child Friendly Space“ eine echte Herausforderung. Schrittweise haben sie hier gelernt, wieder gemeinsam zu spielen, Regeln zu befolgen und zuzuhören – wichtige Voraussetzungen für den Schulbesuch.

Tags: Bangladesch, Behinderung, Bildung, CBM, Christoffel-Blindenmission, Entwicklungsland, Inklusion, Kinderrechte, Menschenrecht, Pakistan, Rohingya, Schule, UNESCO

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