Von Wille Felix Zante und Melissa Wessel
Ein interner Bericht, der der DGZ und dem Taubenschlag vorliegt, wirft ein neues Licht auf die 7. Deutschen Kulturtage der Gehörlosen 2024 in Friedrichshafen. Das Festival war hinter den Kulissen von Konflikten, Überlastung und strukturellen Problemen geprägt. Bereits während der Kulturtage begann es zu brodeln. Das „gesamte ehemalige Team“ der Kulturtage hat am 1. Mai in einer 22-seitigen Stellungnahme neben einer Aufarbeitung der Geschehnisse detailliert aufgeschrieben, was aus seiner Sicht schiefgelaufen ist – und erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Gehörlosen-Bund (DGB). Dies kam als Reaktion auf ein von dem Verband am 4. April veröffentlichtes Video, in dem DGB-Präsident Ralph Raule von der noch nicht abgeschlossenen Abrechnung mit Geldgeber Aktion Mensch berichtete und indirekt das Kulturtage-Team dafür verantwortlich machte.
Neu eingeführte Strukturen, ein taubes Technik-Team, ein Awareness-Konzept – vieles war bei dieser Ausgabe der Kulturtage anders. Doch was als Fortschritt gedacht war, stieß intern und extern auf Widerstand. Besonders das Awareness-Team wurde zur Zielscheibe von Anfeindungen, auch aus den eigenen Reihen. Ein ehemaliges Präsidiumsmitglied des DGB habe dessen Arbeit öffentlich infrage gestellt und diskriminierungssensible Strukturen als „diskriminierend gegenüber weißen Männern“ bezeichnet. Die Projektleitung spricht von gezielten Angriffen und einem Umfeld, in dem marginalisierte Personen nicht ausreichend geschützt wurden.
Brisant: Teilte die Projektleitung noch in einer Stellungnahme vom 7. November mit, dass sie selbst die Teilnahme an der Bundesversammlung abgesagt hätte, wird nun klargestellt: Der DGB hatte sie explizit ausgeladen. So steht es jedenfalls in dem Dokument.
Insgesamt war während des gesamten Projekts organisatorisch die Lage angespannt: Zeitdruck, Krankheitsausfälle, mangelnde Ressourcen. Das Projektteam berichtet von 500 bzw. 370 Überstunden der beiden Leitungen, unklaren Absprachen zur Bezahlung und fehlender Rückendeckung. Am Ende kam es zum Bruch – mit dem DGB und innerhalb der Community. Öffentlich wurde vor allem die Projektleiterin Ngoc Mai Nguyen, eine taube Frau of Color, zur Projektionsfläche für Kritik und rassistische Angriffe.
Außerdem ist dem Dokument eine Auswertung der Awareness-Fälle bei den 7. Kulturtagen beigefügt. Insgesamt 230 Fälle habe es zwischen Januar und September 2024 gegeben, Spitzenreiter sind Rassismus (11 Prozent, zusammen mit Postkolonialismus und White Saviorism (= weiß…