Auch der Deutsche Gehörlosen-Bund (DGB) kritisiert den Auftritt des Avatar-Startups Alangu bei Die Höhle der Löwen (DHDL). In seiner ersten Pressemitteilung des Jahres schreibt der Dachverband der Gehörlosenverbände Deutschlands:
„Diese Ablehnung war nicht nur wirtschaftlich nachvollziehbar, sondern moralisch, kulturell und ethisch absolut richtig.“
Der Verband stellt dabei klar, dass aktuelle Avatar-Systeme „nur eingeschränkt verständlich“ und vieles „nicht natürlich wiedergeben“ können.
Fazit:
„Technische Lösungen wie Avatare können derzeit keine echte Barrierefreiheit gewährleisten.“
Dabei lobt der DGB ausdrücklich den „guten Riecher“ der DHDL-„Löwen“ in Bezug auf die fehlende Beteiligung Betroffener an der Firma Alangu:
„Gehörlose Fachkompetenz wird zunächst eingebunden, um Glaubwürdigkeit zu schaffen, anschließend aber aus Entscheidungsstrukturen entfernt, sobald wirtschaftliche Interessen überwiegen.“
Der Verband sieht darin ein wiederkehrendes Muster bei Firmen, die Inklusion als Motivation vorgeben. Betroffene würden für ihre Expertise einbezogen, aber dann vom Profit ausgeschlossen. Der DGB betont dabei, dass es nicht um Kritik an Alangu speziell geht, sondern um ein allgemeines Problem mit dem System aus Macht und Teilhabe.
Der DGB fordert glaubwürdige und gleichberechtigte Beteiligung gehörloser Menschen auf allen Ebenen.
„Es ist höchste zeit, dass nicht länger über Gehörlose entschieden wird, sondern *mit* ihnen. Nur so kann Inklusion Wirklichkeit werden.“
Die ganze Stellungnahme kann hier als PDF gelesen werden.
Im Hintergrund dürfte der DGB übrigens zuverlässige Expertise über die Tauglichkeit des Projekts haben: Ralph Raule war als Geschäftsführer der yomma GmbH ebenfalls an Avatar-Projekten beteiligt. Dazu gehörte eine 42,5%ige Beteiligung der yomma GmbH an Alangu, die inzwischen aufgelöst wurde. Das stellt der DGB auch in einem vorbildlichen Transparenzhinweis am Ende der Pressemitteilung klar.